Ganzheitliche Gesundheitsversorgung und Begleitung von Menschen mit Behinderung
Diese Fortbildung - einschließlich eines 40-stündigen Praktikums soll Personen, welche in Gesundheitsberufen arbeiten, befähigen, eine Qualitätssicherung und Verbesserung eines entsprechend gleichberechtigten Zuganges zu gesundheitlicher, medizinischer und therapeutischer Versorgung von Menschen mit Behinderungen zu erlangen.
Eine professionelle Begegnung und Reduktion der Herausforderungen für Angehörige von Gesundheitsberufen ist der Ansatz dieser Fortbildung.
Kursdetails
Zielgruppen
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Alle Berufsgruppen
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MitarbeiterIn im Sozial- und Gesundheitswesen
Ziele
TeilnehmerInnen sollen im Rahmen dieser Fortbildung folgende Kompetenzen erlangen:
• Adäquater und aktueller Wissensstand in der Begegnung mit Menschen mit Behinderungen (eigene Haltung).
• Kenntnisse über den Personenkreis von Menschen mit Behinderungen und psychischen Beeinträchtigungen auf Basis des Bio-Sozialen-Modells von Behinderung.
• Kenntnisse über verschiedene Lebensphasen von Menschen mit Behinderungen und psychischen Beeinträchtigungen und der entsprechenden Einbettung dieser Personen in unterschiedliche soziale Strukturen und Systeme.
• Kenntnisse über die ganzheitliche Begleitung von Menschen mit Behinderungen und psychischen Beeinträchtigungen, der Kommunikation mit ihnen und der Zusammenarbeit im Unterstützungsnetzwerk.
• Wissen über verschiedene Tätigkeitsbereiche und Berufsgruppen in der Gesundheitsversorgung und Begleitung von Menschen mit Behinderungen und psychischen Beeinträchtigungen.
• Vertiefen und Festigen von Wissen über Angebote im Gesundheits- und Sozialbereich.
• Reflexion über das eigene Handeln und Erfahrung in der Praxis.
Voraussetzungen Ausbildung im Sozial- und/oder Gesundheitsbereich
InhalteModul 1 - Personenkreis
• Bio-Soziales Modell von Behinderungen und Grundhaltung
• Überblick zu gängigen (Diagnose-)Klassifikationssystemen (ICF, ICD, DSM)
• Leben mit unterschiedlichen Behinderungen und psychischen Beeinträchtigungen mit folgenden Schwerpunkten:
1. Unterschiedliche Erscheinungsformen
2. Unterschiedliche Biografien
3. Ressourcen, Leben in einer diversen Gesellschaft
4. Barrieren und Förderfaktoren
Modul 2 - Blick auf unterschiedliche Lebensphasen
Gleich und anders. Menschen mit Behinderungen führen häufig ein Leben in Zwischenräumen: Zwischen Abwehr und Anerkennung, zwischen Teilhabe und Isolation, zwischen Autonomie und Fremdbestimmung. Wie alle Menschen durchleben Menschen mit Behinderungen in der Lebensspanne verschiedene Entwicklungsphasen, die einerseits neue Erfahrungen ermöglichen, andererseits aber auch mit herausfordernden Entwicklungsaufgaben verbunden sind. Nur müssen Menschen mit Behinderungen diese Aufgaben, die unterschiedliche Entwicklungsstufen mit sich bringen, unter schwierigen Bedingungen lösen, so wie es Wolfgang Jantzen formuliert hat: „Behinderung bedeutet Aufbau von Individualität, Aufbau der Persönlichkeit und der Identität unter extrem isolierenden Bedingungen.“
Modul 3 - Spezifika in der Gesundheitsversorgung
• „Menschen mit Autismus sind allem voran Menschen – wie du und ich! Kleine Dinge bewirken Großes – aber bei Menschen mit Autismus sind sie die existentielle Grundlage für Kontakt und Beziehung. In diesem Modell wird Wissen zum Thema Autismus vermittelt, das im Umgang mit Menschen notwendig ist – für dich und für mich!“
• (Grund-)Haltung: Menschenrechte, UN-Behindertenrechtskonvention, Patientencharta, allgemeine gesetzliche Grundlagen, Bio-Soziales-Modell, Reflexion der eigenen Haltung gegenüber Menschen mit Behinderungen und psychischen Beeinträchtigungen (Selbstverständnis), Anerkennung der ExpertIn ihrer eigenen Lebensrealität und von Diversität als Chance.
ICF als Instrumentarium zur Erhebung des Unterstützungsbedarfes unter besonderer Beachtung von Aktivität und Teilhabe/Partizipation und dafür förderliche Umweltfaktoren (Bedarf erheben und Ziele definieren, Barrieren und Förderfaktoren).
• (Alltags-)tätigkeiten können in verschiedenen Kontexten gesehen werden. Eine „Hilfestellung beim Ankleiden“ kann als pädagogische, therapeutische oder pflegerische Maßnahme interpretiert werden. In der alltäglichen Arbeit stellen sich dadurch Fragen, wie z.B. wer darf Planungen schreiben? Welche Ziele werden formuliert? Wer darf gewisse Tätigkeiten durchführen? In diesem Modul werden konkrete Fälle besprochen und Lösungsansätze aufgezeigt.
• Menschen erfahren Sinn unter anderem durch ihr Tun, Erleben und Zugehören. Dies gilt für Menschen unabhängig ihres Alters, ihrer gesundheitlichen Situation und potentiellen Herausforderungen. Wie das im konkreten Alltag aussehen kann, wie „Profis“ gemeinsam mit Menschen, die ihren Alltag selbst gestalten wollen, Handlungs- und Partizipationsmöglichkeiten eröffnen können, beleuchtet dieser Workshop am Beispiel der Ergotherapie.
• Menschen mit und ohne Behinderung, die ins Krankenhaus kommen, fühlen sich oft unsicher und haben verschiedenste Ängste. Sie sind nicht oder nur unzureichend in der Lage zu kommunizieren, verursacht das noch mehr Stress und führt zu Isolation und Depression. Die Methoden der UK (von einfachen Hilfsmitteln bis zu komplexen elektronischen Sprachausgabegeräten) ermöglichen eine gelungene Kommunikation als wichtigen Faktor für Wohlbefinden und Heilung.
PRAKTIKUM von 40 Einheiten á 45 Minuten
Modul 4 - Kooperation, Koordination und Reflexion in der Praxis
• Diese Einheiten bieten Selbstreflexion und Intervision: ein begleitender Austausch der Erfahrungen, welche die TeilnehmerInnen aus der Praxis mitbringen. Fallbeispiele können tiefer besprochen werden.
• Im Miteinander liegt die Stärke. Wie dieses Miteinander gelingen kann, darum geht es in diesem Workshop. Praxisbeispiele der TeilnehmerInnen sind herzlichst willkommen. Diese werden im Hinblick auf Alltagsgestaltung und Verwirklichungschancen sowie Gesundheit aller (oder Menschen „mit“ und „ohne“ Behinderung genauer beleuchtet, um weitere Lösungsansätze für die Praxis mitnehmen zu können.
Kursdauer 96 Seminareinheiten á 45 Minuten (inkl. 40 Seminareinheiten Praktikum)